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Moderner Tourismus = sozialverantwortlicher Tourismus

Der Tourismus ist der Industriezweig mit den weltweit höchsten Steigerungsraten. Europa nimmt mit 58% am internationalen Tourismus die Top-Position ein.

Nicht wenige betrachten jedoch die Auswüchse des Tourismus als einen wesentlichen Faktor unserer heutigen Probleme. Oft gehen sie einher mit dem steigenden Ausstoß von klimaschädlichen Gasen durch die Zunahme des Auto- und Flugverkehrs, der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch unangepasste Bebauung, der Belastung der Umwelt durch gedankenlose Entsorgung von Müll und Abwässern, der Verschwendung von Energie oder dem Fehlen von Respekt und Rücksichtnahme für die vor Ort lebenden Menschen, ihre Kultur und ihre Gebräuche.

Es mehren sich aber seit einiger Zeit touristische Ansätze, die aufzeigen, dass der Tourismus sich allmählich seiner Verantwortung bewusst wird, sich sogar als Instrument zur Lösung drängender Probleme einsetzen läßt. Man denke an die wachsende Zahl moderner Öko-Hotels, den „Global Code of Ethics for Tourism“ der WTO, die von Kompensationsagenturen wie Atmosfair oder NativeEnergy finanzierten Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern, den Species-People-Approach des WWF14 oder die Peace Parks13 ehemaliger Konfliktregionen. Nicht vergessen sollte man in diesem Zusammenhang, die Nationalparkbewegung zum ausgehenden 19. Jahrhundert in Amerika. Schon John Muir war überzeugt, dass Tourismus das öffentliche Interesse am Schutz der Natur steigerte. Aber auch Eisenbahngesellschaften, wie die Southern Pacific Railroad des Edward H. Harriman, die ihr Tourismus-Geschäft beleben wollten, stellten sich hinter diese Bewegung. So gelang es der Nationalparkbewegung vor über hundert Jahren, den Grundstein für einen der größten Magneten im amerikanischen Touristikgeschäft zu legen. Zur Bestätigung dieser Tatsache genügt der Blick auf das Titelblatt eines x-beliebigen nordamerikanischen Reisekatalogs, gleich welchen Reisebüros in Deutschland, England, Japan oder Frankreich.

Zusätzliche Dynamik erhält der Trend zum sozialverantwortlichen Tourismus durch die Anhänger des Lifestyle of Health and Sustainability (LOHAS). Sie verbinden Markenbewusststein mit ökologisch-ethischem Bewusstsein: „Ich kaufe ein, also bestimme ich“. Nach den einschlägigen Ergebnissen der Marktforschung sind sie in allen soziodemographischen Gruppen zu finden. Der vor Jahren eigentlich undenkbare Erfolg von Marken wie dem bayerischen Bio-Erfrischungsgetränk Bionade (2003: 2 Mio. Flaschen – 2007: 200 Mio. Flaschen) oder der bewusst im Hochlohnland Kalifornien produzierten Unterwäschemarke American Apparel (innerhalb weniger Jahre wurden weltweit 140 Flagshipstores eröffnet, der Umsatz der Sweatshop-freien Textilien liegt bei 250 Mio. Dollar) illustrieren die Rasanz mit der dieser Trend in die Märkte einbricht. Allein in den USA wird das Marktvolumen auf 209 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt (davon mehr als die Hälfte für Nahrungsmittel und Gesundheitsprodukte). Ein Drittel der US-Bürger und jeder vierte Deutsche wird dem LOHAS-Spektrum zugerechnet (AC Nielsen, W&V 2008). Boston Consulting prognostiziert, bis 2020 werde der nachhaltige Markt mehr Leute ernähren als die Automobilindustrie. „Greentech wird größer als das Internet“, proklamiert kein Geringerer als John Doerr, der Google an die Börse brachte und als einflussreichster Venturekapitalgeber der Welt gilt. Das Zukunftsinstitut sieht LOHAS schon 2015 die Konsummärkte weltweit dominieren.

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